Andacht "Ein ungewöhnliches Krippenspiel"

In einer weihnachtlichen Geschichte wird vom kleinen David erzählt, der im Krippenspiel seiner Schulklasse die ungeliebte Rolle des Herbergsvaters bekommt. „Alles ist überfüllt in Bethlehem“, soll er zu Maria und Josef sagen, „und für Leute wie euch gibt es sowieso keinen Platz in meiner Herberge. Macht, dass ihr weiterkommt!“ Dem kleinen Jungen bricht es fast das Herz, diese Worte bringt er einfach nicht über die Lippen. Bei der Aufführung schließlich klopfen Maria und Josef an die Tür und plötzlich weiß David, was er zu tun hat. Er reißt die Tür auf und ruft: „Kommt herein, wie könnte es in meiner Herberge keinen Platz geben! Bei mir stehen Euch die Türen offen.“ Und damit führt er Maria und Josef in seine Herberge hinein.

Im Publikum herrscht plötzliche eine große Stille. Jeder weiß, was da schief gelaufen ist – und doch: ja, es ist alles richtig! So sollte es zumindest sein.

Wie sollen wir damit umgehen an diesem Weihnachtsfest? Sollen wir verzichten auf die so lieb gewordenen Besuche? Sollen wir die Rolle dieses abweisenden Herbergsvaters spielen, die uns so gar nicht auf den Leib geschneidert ist?

Schmerzlich ist dieses Abstand-Halten, der so lange anhaltende Verzicht auf Begegnungen. Und zu Weihnachten natürlich noch viel mehr. Da reizt es uns doch, wie David zu sagen: „Bei mir stehen Euch die Türen offen.“ Aber ist das die Lösung?

Wie können wir es schaffen, einander zu schützen und einander trotzdem gerade in diesen Tagen nicht vor der Tür stehen zu lassen?

Da ist Phantasie gefragt. So wie bei den Mitspielern des David auf der Bühne.

Sie finden übrigens eine Lösung, ohne David bloßzustellen. Maria und Josef kommen wieder heraus aus der Herberge und sagen: „Das war ein guter Herbergsvater, aber er konnte uns beim allerbesten Willen nicht helfen“. Das Spiel nimmt seinen Lauf und Maria und Josef finden ihren Platz im Stall. Aber alle wissen doch zugleich, dass gerade die Tür, die David geöffnet hat, der Weihnachtsbotschaft im Innersten entspricht.

Vielleicht hilft es uns, wenn wir uns in diesem Jahr einmal nicht auf den sonst üblichen Ablauf unseres Weihnachtsfestes festlegen, sondern jeder für sich bewusst andere, neue Wege überlegt. Wie kann es für jeden von uns Weihnachten werden, auch wenn die äußeren Bedingungen so schwierig sind?

Die Geschichte von David endet jedenfalls mit dieser Zuversicht: „er hat ungezählten Menschen die Tür zur Heiligen Nacht geöffnet und die Weihnachtskerzen in ihren Herzen angezündet. In seinem eignen Herzen jedenfalls brannten sie lichterloh.“

Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit wünschen Ihnen


Ihre Pfarrerin Katrin Schröter       Pfr. Christian Röhling



Geschichte: Jella Lepman: David und die Weihnachtsgeschichte.
Aus: Renate Schupp; Sabine Waldmann-Brun: Weihnachtsduft und Sternenglanz.

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